Lesen Sie im Freiberufler-Blog den Artikel von Andrea Herrmann und Alexander Merten:
"Requirements im Sog der Macht". Es handelt sich um den ersten einer Serie. Der zweite ist auch schon fertig!
AndreaHerrmann - 16. Apr, 19:46
Jetzt aber mal umgekehrt: Wie mache ich mein Coaching?
Meine Themen sind vor allem das Software Engineering, einschließlich Projektmanagement, Wissensmanagement und Zeitmanagement. Dabei setze ich die Management-Methoden ein, die sich bei meiner Arbeit bewährt haben. Ich habe es dabei gerne leichtgewichtig und schlicht. Die Welt ist kompliziert, aber trotzdem muss es möglich sein, dass wir uns ein einfaches Modell davon machen, um die Komplexität zu beherrschen. Darum bin ich beim Einsatz von Tools sehr zurückhaltend, weil diese meist die Arbeit eher verkomplizieren als vereinfachen. Wer beispielsweise die Liste der heute zu erledigenden Aufgaben nicht mehr mit einem Blick überschauen kann, der hat sowieso mehr vor als er heute schaffen kann!
Mein Lieblingsschwerpunkt sind Metriken und Entscheidungen. You can not control what you can not measure. Intuition ist ja toll und funktioniert meistens, aber sobald starke Gefühle ins Spiel kommen, verschätzen wir uns leicht. Daher muss man zuerst feststellen, ob denn überhaupt messbar ein Problem besteht. Wenn ja, ist das der erste Schritt zur Lösung. Wenn nein, dann wird es persönlich. Wenn die Zahlen in Ordnung sind und man sich trotzdem unwohl fühlt, liegt es an etwas anderem. Spannend finde ich auch Korrelationen zwischen Metriken und Gefühlen. Beispielsweise habe ich Monate gebraucht, um herauszufinden, welche Zeitmanagement-Metriken welchen Wert haben müssen, damit ich mit meiner täglichen Arbeit am Abend zufrieden bin, und welche Werte ich als Stress empfinde. Und so kann ich managementmäßig meine Arbeit so steuern, dass ich zufrieden bin trotz Stress, Überlast und widersprüchlichen Anforderungen.
Entscheidungen sind für mich der Schlüssel zu allem. Wer seine Entscheidungen versteht und bewusst trifft, der hat alles im Griff. Nicht im Sinne von "Kontrollfreak". Im Gegenteil. Man kann sich selbst durch gute Organisation Freiräume schaffen. Wenn man seine Entscheidungen versteht, kann man sich selbst leichter Fehler verzeihen und lässt sich nicht so leicht von anderen ein schlechtes Gewissen machen.
Zu einem gewissen Grad muss man Chaos, Komplexität und Fehler akzeptieren. Perfektion ist nicht das Ziel, sondern unter den gegebenen Umständen jeden Tag das Beste zu tun. Die Randbedingungen sind allerdings mächtig. Wenn diese ungünstig sind, kann man sich noch so abzappeln mit der Selbstoptimierung, das Ergebnis muss unbefriedigend bleiben. Beispielsweise wenn man in einem Großprojekt arbeitet, das viel zu optimistisch geplant war und daher nicht machbar ist. Liegt die Ursache von schmerzhaften Problemen nicht in einem selbst allein, sondern in den Randbedingungen, muss man Änderungen versuchen. Durch kleine harmlose Experimente kann man die Randbedingungen ausloten und herausfinden, welche hart und welche weich sind. Nur in dringenden Fällen sollte man alles hinschmeißen, z.B. einen neuen Job suchen. Dort herrscht nämlich dasselbe Chaos. Zumal man aufgrund seines Lebenslaufes und aufgrund von Klischees sowieso immer wieder auf dieselbe Art von Job eingestellt wird. Coaches versprechen gerne die totale Selbstbestimmung, aber die Arbeitsbedingungen eines selbständigen Coaches sind nicht auf einen Angestellten übertragbar, der in ein enges Netz von Teams, Projekten und Beziehungen eingebunden ist.
Ich glaube auch nicht wirklich daran, dass sich jemand völlig ändern kann. Wichtig ist es natürlich, wenn man wegen Klischees immer in die falsche Schublade geschoben wird, an seiner Selbstdarstellung zu arbeiten. Ich finde es zwar ärgerlich, kann aber nichts daran ändern, dass man sich viel Mühe geben muss, um die Person zu schauspielern, die man tatsächlich ist. Schon das ist schwierig! Ich kann nicht dazu raten, jemand anderen zu spielen. Zu schnell fällt man aus der Rolle und rutscht dann zwischen alle Stühle. Zumal ich glaube, dass man bisher die zum Typ passenden Entscheidungen getroffen hat. Da wo man jetzt ist, ist man nicht zufällig. Wichtiger als sich selbst zu ändern, finde ich es, im Leben den Platz zu finden, wo man mit seinen Stärken am besten zur Geltung kommt und die Schwächen egal sind. In einer komplexen Welt sind nämlich außer Pannen auch viel Erfolg möglich, ungewöhnliche, individuelle Lösungen und neuartige Ideen.
AndreaHerrmann - 13. Apr, 10:35
Neulich habe ich mir mal wieder ein Lebenshilfe-Buch gekauft. Ich hatte doch tatsächlich erwartet, dort etwas Neues zu entdecken. Pustekuchen! Seit Jahrzehnten wird immer derselbe Esoterikquatsch wiedergekäut. Jeder, der das positive Denken gerade erst entdeckt, sich selbständig gemacht hat und sich seit drei Wochen euphorisch fühlt, schreibt gleich ein Buch nach dem Motto "So wie ich müsst ihr es auch machen, ich habe das Geheimnis des Erfolgs entdeckt!" Natürlich muss er das auch tun, das gehört zur normalen Marketing-Strategie dazu. (Steffi, aufschreiben: Andrea an ihre noch zu schreibenden Bücher erinnern!)
Nach meiner Beobachtung sind aber die Leute, die von sich behaupten, nur positiv zu denken, die schlimmsten Griesgräme weit und breit und dermaßen destruktiv, dass man sich nicht wundert, dass sie Hurra-Parolen brauchen, um überhaupt morgens aus dem Bett zu kommen. Aber Papier ist ja geduldig.
Für mich sind solche von Coaches geschriebene Bücher inzwischen ja sowas von nineties! Damals habe ich den Kram geglaubt und verkehrte ja auch unter Leuten, die das auch taten. Weswegen es so aussah als sei es richtig. Das oberflächliche Umfeld bewertet einen ja wirklich nur nach Selbstdarstellung und nicht nach Kompetenz. Selbst die Arbeit, die man macht, wird von kaum jemandem gesehen und noch weniger können wirklich beurteilen, was sie taugt. Alle verhalten sich so als würde es nur auf die Einstellung ankommen und daher scheint es wahr zu sein.
Inzwischen habe ich aber diesen Esoterik- und Heile-Welt-Kram längst hinter mir gelassen. Ich habe keine Lust mehr, mir große Gedanken darüber zu machen, ob meine Gedanken rein genug sind. Im Gegenteil stehe ich zu all meinen fiesen Gedanken und Frustrationen. Unterdrückt man diese, brechen sie sich sowieso ihre Bahn, doch beim Unterdrücken drückt man auch die positiven Gefühle weg.
Beispiel Wünsche ans Universum: Klappt natürlich. Genauso wie man sich einbilden kann, von einem Geheimbund verfolgt zu werden, und sofort sieht man überall Anzeichen dafür. Man kann alle Fakten entsprechend umdeuten und damit seine Erwartungen erfüllt sehen. Die Betonung liegt auf "sehen". Gerade Positiv-Denker glauben viel zu oft an Vorsehung und Fingerzeige des Himmels und werden so leicht Opfer von Betrügern, die ihnen die Hoffnung verkaufen, die sie suchen. Ist ja auch bequem, nicht die Verantwortung für seine Entscheidungen tragen zu müssen.
Diese Ratgeberbücher enthalten selten ein durchdachtes, konsistentes Konzept. (Das kann man von Nicht-Wissenschaftlern eventuell auch nicht erwarten?) Stattdessen wird der Leser bombardiert mit einer Mischung aus einander paarweise widersprechenden Ratschlägen. Das ist ein prima Coaching-Trick, um am Ende immer Recht zu behalten.
Die egozentrische Selbstüberschätzung, die diese Bücher lehren, irritieren mich. Ich glaube nicht, dass es dauerhaft gesund für die zwischenmenschlichen Beziehungen ist, sich selbst ins allein steuernde Zentrum des Universums zu setzen. Selbstachtung und Verfolgung der eigenen Ziele sind ja OK, das machen alle. Aber die eigene Freiheit hört ja bekanntlich dort auf, wo sie die Freiheit der anderen einschränkt. Natürlich, klar, kann ich durch negative Erwartungen Chancen übersehen und Leute negativ beeinflussen, die bei nicht genügender Begeisterung meinerseits schlussfolgern, mir sei die Sache nicht wichtig. Aber umgekehrt kann man nur ziemlich wenige Menschen durch positives Denken manipulieren. Für die Manipulation haben die Positiv-Denker sowieso ganz andere Werkzeuge im Gepäck. Die dann halt weniger positiv sind. Mir begegnen immer wieder Coaches, die, um mich als Kundin zu gewinnen, mir einreden, ich sei völlig defektuös und brauche dringend ihre Hilfe. Sie versuchen krampfhaft, verborgene Ängste anzutriggern. Jedenfalls nachdem sie mit dem Ausmalen von Visionen und dem Wecken von Träumen keinen Erfolg hatten. Neulich sagte jemand zu mir, er spüre, dass da in mir ganz viel unterdrückte Energie sei, Träume, die gerne raus wollen. Ich wette, bei 99% der Menschen bringt man damit eine Saite zum Klingen. Die Energie, die ich unterdrückte, war eher der Ärger, dass er überhaupt versuchte, mich mit so billigen Jahrmarkttricks dran zu kriegen! Wieso glauben die, dass ich auf so etwas hereinfalle? Weil es bei allen anderen wirkt??
Schlimm finde ich, dass man tatsächlich unanständig viel Geld verdienen kann damit, dass man Menschen die perfekte heile Welt und die vollständige Kontrolle über das eigene Schicksal verspricht. Das wollen die Leute! Oh weh! Viel zu leichtsinnig empfehlen Coaches, man solle sofort abbrechen, was einem nicht gefällt. Einfach etwas Neues anfangen. Als träte man mit einem Neustart sofort ins Paradies ein. Dabei ist aller Anfang doch schwer.
Ich verfolge da einen anderen Coaching-Ansatz. Ganz trocken managementmäßig, mit Fakten, Ergebnissen wissenschaftlicher Studien und iterativem Vorgehen. Inkrementelle Verbesserung statt Wegwerfmentalität. Und ein gesundes Maß an Zynismus. Man muss sich einfach damit abfinden, dass in einem komplexen System wie sie diese Welt nunmal ist, ganz viel nicht nach unseren Wünschen läuft. Das ist sicher. Wir können in dieser Welt nur relativ wenig steuern. Auf dieses wenige sollten wir uns konzentrieren.
Andrea Herrmann
AndreaHerrmann - 12. Apr, 16:20
Guten Tag miteinander,
bei meinen Recherchen bin ich auf die Webseite des Deutschen Instituts für Weiterbildung gestoßen:
https://www.die-bonn.de
Interessant sind beispielsweise die Statistiken dort. U.a. scheint in den letzten Jahren der Weiterbilungsmarkt geschrumpft zu sein. Ich vermute, durch zunehmende Möglichkeiten des kostenlosen Selbstlernens über das Internet.
Interessant ist auch die Möglichkeit der Literaturrecherche und des Herunterladens von Volltexten zur Erwachsenenbildung:
https://www.die-bonn.de/Weiterbildung/Literaturrecherche/Suchfunktion.aspx
Fröhliches Schmökern!
Steffi Ehrlich
AndreaHerrmann - 3. Apr, 15:39
Am 10. April hält Dr. Andrea Herrmann gemeinsam mit Prof. Rüdiger Weißbach einen Vortrag über ihre jahrelange Erfahrungen mit der Lehre des Requirements Engineerings:
"Experience-oriented Approaches for Teaching and Training Requirements Engineering: An Experience Report" auf der
REFSQ-Konferenz. Der Vortrag präsentiert vier verschiedene Lehrkonzepte der vier Autoren des Beitrags und zieht daraus Schlussfolgerungen für die Lehre des Requirements Engineerings für verschiedene Kursteilnehmer unterschiedlicher Kompetenzstufen.
AndreaHerrmann - 1. Apr, 10:52
Weh mir! Hätte ich doch die Steuererklärung bei schlechterem Wetter schon erledigt...
Abgesehen davon ist die Steuererklärung aber eine gute Gelegenheit, das vorige Jahr Revue passieren zu lassen. So richtig konkret in Zahlen: Welcher Anteil der Einkünfte wurde in Fortbildung investiert? Sind die Fahrtkosten hoch genug ausgefallen, dass sich auch eine BahnCard 100 gelohnt hätte? Wie viele Konferenzen habe ich besucht? Haben alle Kunden ihre Rechnungen bezahlt? Warum werden die spannenden Projekte so gut bezahlt und die langweiligen so schlecht? Oder macht schlecht bezahlte Arbeit weniger Freude? Und so weiter...
AndreaHerrmann - 9. Mär, 16:01
Zwischendurch mal etwas zum Lachen:
Business-Kasper.
Am Montag fahre ich übrigens nach München und mache mich dort wichtig. Sehen und gesehen werden und so weiter...
AndreaHerrmann - 8. Mär, 07:42
am 25.02.2014 auf der SE 2014 Konferenz
Die Veranstaltung umfasste vier Vorträge:
1.) M. Müller-Amthor, G. Hagel: Perfekte Requirements Engineers – Ansatz einer Kompetenzanalyse zur Bestimmung des Lehrumfangs
Ausgehend vom Kompetenzmodell von Erpenbeck wurde im EVELIN-Forschungsprojekt durch Abgleich mit anderen Quellen, z.B. den vom IREB und in diversen Studien genannten Kompetenzen, diejenigen –vor allem überfachlichen- Kompetenzen identifiziert, die Software- und insbesondere Requirements-Ingenieure besitzen sollten. Der Vortrag stellte als Beispiel vor, wie Aspekte der Berufsethik von Software-Ingenieuren an der Hochschule Kempten in Form eines World Café gelehrt wurde.
2.) A. Bartel, G. Hagel: Projekthafte Entwicklung eines regelbasierten Auswertungstools zur Bestimmung der Qualität von funktionalen Anforderungen
In diesem Kursbeispiel lernten die Studierenden Requirements Engineering gleich doppelt: Sie erhoben die Anforderungen an ein Werkzeug zur automatisierten Bewertung der Qualität von Anforderungen im Kontext des SOPHIST-REgelwerks und setzten dieses Werkzeug dann um. Dabei spielten die Studierenden den Lebenszyklus ihrer eigenen Anforderungen vollständig durch und lernten dabei auch noch einiges darüber, was gute textuelle Anforderungen ausmacht.
3.) U. Friedrich, P. Geis, C. Pflug, C. Rupp: Blended Learning im Requirements Engineering
Dieser Vortrag stellt ein neues Kurskonzept der Sophist GmbH vor, in dem Requirements Engineering mit Blended Learning gelehrt wird, d.h. mit einer Mischung aus Selbstlernen von deklarativem Wissen und Präsenzlehre im Kurs von prozeduralem Wissen. Für die Teilnahme im Kurs ist die erfolgreiche Bearbeitung des Selbstlernteils Pflicht. In der Präsenzschulung wird ein durchgängiges Praxisbeispiel bearbeitet, um das Zusammenspiel verschiedener Methoden zu kommunizieren. Das Konzept hat sich bisher bei internen Schulungen bewährt.
4.) J. Dörr: Erfahrungen mit einem Requirements Engineering Spiel
An der TU Kaiserslautern erfahren die Studierenden als Auftakt der Requirements Engineering Vorlesung spielend die Herausforderungen des RE und erarbeiten sich erste Strategien für deren Lösung. Die Aufgabe, die sie in mehreren Durchgängen in Kleingruppen zu lösen haben, besteht darin, dass die Requirements Engineers der jeweiligen Kleingruppen sich ein Bild ansehen, in Worten beschreiben und als schriftliche Anforderung an die Entwickler weiterreichen, die nun ein Bild zeichnen. Das Ziel besteht darin, in10 Minuten ein möglichst getreues Abbild des Originalbilds zu erzeugen. Dies gelingt in der ersten Runde meist wenig gut. Erst nach 7-9 Minuten erhalten die Entwickler ihre schriftlichen Anforderungen und ihnen bleibt kaum Zeit, um das Bild vollständig zu zeichnen. In einer zweiten Runde arbeiten die Studenten bereits deutlich effizienter und schaffen in kürzerer Zeit bessere Ergebnisse. In einer dritten Runde werden die Anforderungen mündlich weitergegeben, jedoch ohne die Hände zu Hilfe nehmen zu dürfen. In dieser Übung lernen die Studierenden den Nutzen von Erfahrung, Lernzyklen und Parallelisierung, von Metaphern und mathematischen Formulierungen.
Diskussion:
In der Diskussion ergaben sich gerade auch durch den Vergleich der verschiedenen Erfahrungen Ideen für die Weiterentwicklung der Lehre der Teilnehmer, aber auch viele neue Fragen, die noch zu prüfen wären, beispielsweise wie gut Blended Learning auch in der universitären Lehre funktioniert. Erfahrungsberichte der Teilnehmenden zeigen, dass dies durchaus ein viel versprechender Ansatz wäre. Offen blieb auch die Frage, ob es einen Unterschied zwischen Studenten und Praktiker hinsichtlich des Unterschieds zwischen der Bedeutung deklarativen und prozeduralen Wissens gibt. Wollen Studierende überhaupt prozedurales Wissen?
Insgesamt beobachten wir einen Trend in der Lehre weg vom Zuhören zum Lernen durch eigene Erfahrungen und zum Selbsterarbeiten von Wissen. Das rein fachliche Wissen wird ergänzt durch andere Kompetenzen, z.B. Soft Skills.
Es ist ein Folgeworkshop geplant, voraussichtlich auf der SE 2015 in Dresden. Es ist dabei auch die Beteiligung von Studierenden angedacht, um nicht nur Lehrziele, sondern auch Lernziele und -interessen zu diskutieren. Interessant wären dann auch die Themenkomplexe Change Management (interessant für viele Praktiker, die RE im Unternehmen verankern wollen) sowie Mobile Learning.
AndreaHerrmann - 3. Mär, 18:36